Die Anfänge
Wie bei den meisten, fand auch bei mir der erste Kontakt zu Brieftauben bereits in sehr jungen Jahren statt.
Im Alter von 9 Jahren, brachte ich aus dem Feld eine schwer verletzte Taube mit nach Hause.
Diese wurde von meinen Eltern fachmännisch wieder zusammen geflickt und zur Genesung in den Hühnerstall gesetzt. Dort gefiel es ihr so gut, dass sie gar nicht mehr weiterflog.
Ein geschecktes Weibchen mit holländischem Ring. Na und wo eine Taube ist, ist die nächste auch nicht weit und der Beitritt in den ortansässigen Taubenverein unausweichlich.
In den kommenden Jahren sammelten sich mehr und mehr Tauben an. So um die 200 und wir glänzten durch grandiose Erfolglosigkeit.
Es muss so 75/76 gewesen sein, da lernte mein Vater Friedrich Regenstein kennen, der als er unser Sammelsurium sah, die Hände über dem Kopf zusammenschlug.
Es begann eine Zeit des Aussortierens und der Bestandsreduzierung und trieb mir schon die eine oder andere Träne ins Gesicht.
Im darauf folgenden Jahr wechselte die erste Bricoux Taube von Regenstein zu uns. Dieser sollten noch weitere folgen.
Es war eine harte Auslese und ich lernte eine Menge über Taubenhaltung, Fütterung, Schlagführung aber auch Zucht und Vererbungslehre von Friedel Regenstein.
In diesen Jahren entwickelte sich zwischen unseren Familien eine enge Freundschaft, die selbst über das Ableben F. Regensteins, bis heute zu seiner Frau besteht.
1980 sollte die ganze Arbeit dann auch endlich von Erfolg gekrönt sein. Wir stellten das beste Jungtier der RV 5/5 und ich wurde 2 Kreisjugendmeister.
1981 verschenkten wir die RV jährigen Meisterschaft. Auf anraten eines Kameraden reichten wir nicht ein, da er meinte wir hätten ohnehin keine Chance, und der Kamerad wurde RV jährigen Meister mit 2 Preisen weniger als wir vor zuweisen hatten.
Na ja, den mussten wir uns schon selber anziehen und es war ja noch nicht aller Tage Abend.
Für das Jahr 1982 hatten wir uns viel vorgenommen und es begann mit einem Paukenschlag.
Unsere beiden Zuchtpaare aus denen die richtig guten kamen, waren weg. Vom Schlag verschwunden. Einfach so.
Brieftaubendiebstahl ist eben doch keine Erfindung der Neuzeit.
Zumindest die Reise verlief noch nach Plan. Nach 5 Touren hatten wir noch 6 volle. Die, die auch im letzen Jahr als jährige schon gezeigt hatten was sie konnten.
Dann kam Flug Nummer 6. Ideal für uns. Schönes Wetter, leichter Kopfwind, 400 km.
Fast alle Tauben waren auch wieder fix im Schlag. Nur 5 von den 6 richtig guten haben den Weg nach Hause nie wieder gefunden. Sie waren weg. Einfach so. Übrigens die einzigen die ausblieben.
Diesen Schlag konnten wir so schnell nicht mehr ausgleichen. Allein 2 Zuchtpaare von dieser Qualität zu finden war unmöglich bzw. unbezahlbar für uns.
Also wieder von vorne anfangen. Ein paar gute waren ja noch da und so ging es ins Jahr 1983.
Nach einem wider erwarten recht guten Start stand dann der 3. Flug „Rohrbrunn“ an. Ein Flug der sich nicht nur in unserem Gedächtnis eingebrannt haben dürfte.
3 Tage Konkurs und dann abgebrochen. 70% unserer Tauben ausgeblieben. 2 die nach einer Woche zurück kamen, starben auf dem Stall. Wir waren am Ende. Einzig unser 169 der so fantastisch geflogen hatte, war von der Elite übrig geblieben. Der Vogel, aus dem wir nicht ein einziges vernünftiges Junges gezogen hatten, weil er sich in das schlechteste Weibchen des Schlages verliebt hatte. Er duldete kein anderes in seiner Zelle und flog nicht einen Preis wenn sie nicht da war.
Wir meldeten uns im Verein ab und von nun an konnte unser 169 Flügel klatschend ums Haus fliegen um dann im hohen Alter von 16 Jahren abzuleben.
Heute, 27 Jahre später hat mich der Virus wieder eingeholt. Heute trennen wir allerdings die Zucht und die Reise voneinander. Ich übernehme die Zucht und ein guter Freund den Part der Reise. So haben wir uns gefunden. Ich wollte züchten, er wollte reisen.
Den Rest werden wir erleben.....